Antwort von einem alten Freund
Arno! Ich bin ja keiner, der übelnimmt. Das weißt Du. Es war allerdings schon sehr befremdlich, dass Du mir so plötzlich den Rücken gekehrt hast. Nach all den Jahren! Nach allem, was ich für Dich getan habe! Ohne mich würdest Du heute noch auf Deinen ersten Kuss warten. All die Weiber, die Du aufgerissen hast - nur, weil ich bei Dir war. Und dann hab ich Dir zugleich auch noch geholfen, sie wieder zu vergessen. Was willst Du mehr? Denk an die Rotweinnächte in der Toskana! Die ausgelassene Glückseligkeit auf den Bierbänken im Wies’nzelt. All die Partys, bei denen Du heute noch in der Ecke rumhocken würdest, hätte ich Dich nicht auf die Tanzfläche geholt. Du hättest halt auch nicht immer so übertreiben sollen. Wie oft wollte ich nach der dritten Maß gehen, aber nein – es musste noch eine sein und noch eine. Weil’s halt gar so lustig war. Am Anfang und lange Jahre danach war es aber auch immer griabig. Wir warn schon so a Blasn! Manchmal lustig, manchmal melancholisch – es waren immer gute Leute dabei, wenn wir beieinander waren. Ist Dir eigentlich aufgefallen, dass wir uns zum Schluss nur noch zu zweit getroffen haben? Losgegangen ist es damit, dass Du immer jemand gebraucht hast, der Dir beim Einschlafen hilft. Okay, hab ich mir gedacht, wenn ich helfen kann. Dann hast Du jemanden gebraucht zum Vergessen, dann zum Erinnern, dann zum Mut machen und dann zum Betäuben. Und immer war ich selbstlos für Dich da. Ich hab gemacht was Du wolltest, auch wenn die Ärzte und Therapeuten das dann später umgedreht haben und Dir einreden wollten, dass Du nur nach meiner Pfeife getanzt hättest. Naja – ich nehme Dir nicht mal übel, dass Du irgendwann angefangen hast, Dich für unsere Freundschaft zu schämen. Aber diese Heimlichtuerei funktioniert nicht mit mir! Okay, Arno – ich halte mich natürlich an unseren Deal. Es bleibt mir auch nichts Anderes übrig. Wenigstens verstehst Du Dich immer noch gut mit den anderen Leuten, mit denen ich gut befreundet bin. Und wie ich höre, hast Du ja immer noch einen sehr intensiven Kontakt zu meinem Cousin, dem Tabak. Dann besteht ja noch Hoffnung. Und danke für Deinen trockenen Humor Dein Freund Al P.S.: Und die Sache mit unserem Freund Franz - man kann sich seine Freunde nicht aussuchen. Und das musst Du schon dem Franz überlassen mit wem er sich abgibt. Fang bloß nicht an, mich bei ihm schlecht zu machen. Du weißt, für wen er sich dann entscheiden wird... |