Knödel
Ich habe in letzter Zeit viel über „Whataboutism“ gehört und gelesen, auf Deutsch könnte man es „Undwasistmitismus“ nennen. Ein Phänomen, dessen massiver Einsatz dem russischen Propagandaapparat zugeschrieben wird (und was ist mit den Amerikanern? Hm? Sag, was ist mit denen?) So neu ist das allerdings gar nicht. Ich glaube, das haben wir schon als Kinder gemacht. „Und was ist mit Udo? Der hat mir aber auch die Schaufel weggenommen!“, hat der kleine Tim gerufen als der Notarzt den Udo abgeholt hat. Ich hab dem Ganzen keine große Bedeutung beigemessen. Bis ich neulich in einem Beitrag auf einer bekannten Beilagen-Plattform erwähnt habe, dass ich keine Kartoffelknödel mag. Dass ich sie geradezu hasse, schon die Art nicht mag, wie sie zubereitet werden. Ich hätte ewig über Kartoffelknödel schreiben können und erhoffte mir natürlich Mitstreiter und gute Argumente von anderen aktiven Kartoffelknödelgegnern. Es dauerte allerdings nicht lange, bis der erste ankam, um das Thema komplett zu drehen: „Und was ist mit Semmelknödeln? Du kannst doch nicht über Kartoffelknödel herziehen, ohne Semmelknödel zu erwähnen!!1!11!!“ Ab diesem Moment ist es sehr schwer beim Kartoffelknödelthema zu bleiben. Und dann kommen auch noch selbsternannte Schiedsrichter und Relativierer daher: „Leute, zankt Euch nicht. Knödel sind doch Euer gemeinsames Thema. Lasst uns doch ganz allgemein über Knödel reden.“ Tolle Idee! Weil jetzt kommen auch noch diejenigen aus ihren Löchern, die über Kaspress-, Leber- und Zwetschgenknödel plappern wollen. Okay, Kartoffelknödel sind nicht mein Thema. Aber was ist mit Rechtsextremismus, rechter Gewalt, AfD…? |