Wie das Jodeln erfunden wurde
Gemeinhin wird ja das Jodeln in unserem Kulturkreis dem alpenländischen Raum zugeordnet und als uralte Tradition von der Musikindustrie vermarktet. Dabei ist diese schöne lautmalerische Spielerei noch gar nicht so alt und hat ihren Ursprung fernab jeglicher Bodenerhebung: Hannover ist, glaubt man der neuesten Jodelforschung, die Geburtsstätte des Jodelns. Im November 1987 weilte der britische Prinz Charles gemeinsam mit seiner damaligen Gattin zu einem fünftägigen Staatsbesuch in Deutschland. Genauer gesagt, in der damaligen BRD. Der Weg führte das royale Paar auch nach Hannover. Der Kronprinz hatte auf einen Besuch der niedersächsischen Hauptstadt bestanden und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man die anderen Ortschaften auf der Reise auch auslassen können. Schließlich hatte das Haus Hannover dem britischen Königreich vier Georgs als König beschert, dazu einen Wilhelm und eine Viktoria. Und Charles Mama war immerhin eine direkte Nachfahrin des ersten Georg. Das gewöhnliche Volk im 80er-Jahre Hannover, monarchistischen Gepflogenheiten längst entwöhnt, hatte überhaupt keinen Sinn für Charles und seine Prinzenrolle. Um so mehr rückte die schöne Diana in den Mittelpunkt des Interesses. Angefeuert durch die einschlägigen königstreuen Blätter, versuchte die ganze Stadt anläßlich des Besuches einen Blick auf die Prinzessin zu erhaschen. Doch weil Diana schon damals nicht nur die Gattin des Thronfolgers war, sondern auch eine Modeikone, liefen in Hannover in jenen Tagen Unmengen von Frauen herum, die ihr wie ein Ei dem anderen glichen. So kam es, dass viele Einwohner an allen möglichen Stellen der Stadt glaubten, die Prinzessin erblickt zu haben. Und immer mehr von ihnen riefen bei dieser Gelegenheit in ihrem unnachahmlich dialektfreien Hannoveranisch erstaunt aus: „Holla, die Lady Di!“ Holla, die Lady Di (durch die gebildeteren Schichten auch englisch - Holla, Di Lady Dei - ausgerufen) wurde so zum ersten amtlich verbürgten Jodler. Von der niedersächsischen Metropole breitete sich dieses fröhliche Gejodel in Richtung Süden aus und ist noch heute in den Alpen als Echo zu hören, obwohl es am Entstehungsort selbst schon längst vergessen ist und höchstens noch an Dianas Todestagen ehrfurchtsvoll dahingehaucht wird. Übrigens hat sich noch eine Variante des Jodlers entwickelt, geschuldet dem Ausruf jener Hannoveraner, die noch rechtzeitig ihren Irrtum bemerkten: „Holla, die…oh!“ |