Reden mit Rechten
Jetzt wird wieder viel davon gesprochen, dass man miteinander im Gespräch bleiben müsse. Dass man nicht alle, die gerne Andersfarbige und -denkende zum Teufel jagen würden gleich in die Naziecke stellen dürfe. Dass man Verständnis haben solle für die Abgehängten.
Dann sehe ich Bilder von Menschen mit verzerrten Gesichtern, die Hände wahlweise zur Faust geballt in der Luft schwingend oder gerade ausgestreckt zum Gruß an den Gröfaz. Oha, denke ich mir, die warten jetzt sicher freudig auf ein Gespräch. Vielleicht ist der Ausdruck in ihren Gesichtern, den ich für Hass und Wut gehalten habe, ja doch ein Zeichen der Rührung angesichts der Dame, die ihnen ein Schild entgegenhält mit der Aufschrift „Herz statt Hetze“.
Wie redet man mit Menschen, die man nicht voreilig Nazi nennen soll? Ich habe gelernt, dass man sich auf die Sprache des Anderen einlassen soll, ihn dort abholen, wo er steht. Im normalen Leben würde ich einem, der mir mitteilen will, dass er Sorgen, Angst oder meinetwegen auch Wut hat erstmal zuhören. Jedenfalls solange er mich nicht anbrüllt. Ich würde ihn ermuntern, mir mehr davon zu erzählen und ihn möglicherweise trösten oder Mut machen. Aber was, wenn da einer vor mir steht, der gerade brüllend gefordert hat, alle Fremden zu ersäufen, der vielleicht gerade von der Menschenjagd kommt und sein „Deutschland den Deutschen“ nur noch krächzen kann? Welche Art von Sprache versteht der denn wohl? Mit Herz und bunten Farben werde ich ihn wohl nicht erreichen. Ich fürchte, er versteht nur eine Sprache – die Faust in seiner braunen Nazifresse. Das kennt er.
Jetzt ist das allerdings für mich eine Fremdsprache, von der ich nur einige kleine unbedeutende Brocken beherrsche. Und das hat zur Folge, dass ich halt nicht mit Nazis spreche. Aber sprachlos bleibe ich deswegen nicht. Ich möchte mich artikulieren. Am Liebsten zusammen mit Millionen anderer Menschen. Gar nicht gegen das braune Gesindel oder gegen irgendwas anderes. Nein - für etwas. Für das was uns wichtig ist. Für das Leben in seiner ganzen Vielfalt. Für die Demokratie. Für Gerechtigkeit und eine solidarische Gesellschaft. Meinetwegen auch für ein besseres Fernsehprogramm. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir alle miteinander ein bisserl mehr für unsere Demokratie tun, als nur alle paar Jahre ein Kreuzerl zu machen und ein paar Nazis ein buntes Schild vor die Nase zu halten. Wobei man das natürlich auch weiterhin machen sollte.
Jetzt wird wieder viel davon gesprochen, dass man miteinander im Gespräch bleiben müsse. Dass man nicht alle, die gerne Andersfarbige und -denkende zum Teufel jagen würden gleich in die Naziecke stellen dürfe. Dass man Verständnis haben solle für die Abgehängten.
Dann sehe ich Bilder von Menschen mit verzerrten Gesichtern, die Hände wahlweise zur Faust geballt in der Luft schwingend oder gerade ausgestreckt zum Gruß an den Gröfaz. Oha, denke ich mir, die warten jetzt sicher freudig auf ein Gespräch. Vielleicht ist der Ausdruck in ihren Gesichtern, den ich für Hass und Wut gehalten habe, ja doch ein Zeichen der Rührung angesichts der Dame, die ihnen ein Schild entgegenhält mit der Aufschrift „Herz statt Hetze“.
Wie redet man mit Menschen, die man nicht voreilig Nazi nennen soll? Ich habe gelernt, dass man sich auf die Sprache des Anderen einlassen soll, ihn dort abholen, wo er steht. Im normalen Leben würde ich einem, der mir mitteilen will, dass er Sorgen, Angst oder meinetwegen auch Wut hat erstmal zuhören. Jedenfalls solange er mich nicht anbrüllt. Ich würde ihn ermuntern, mir mehr davon zu erzählen und ihn möglicherweise trösten oder Mut machen. Aber was, wenn da einer vor mir steht, der gerade brüllend gefordert hat, alle Fremden zu ersäufen, der vielleicht gerade von der Menschenjagd kommt und sein „Deutschland den Deutschen“ nur noch krächzen kann? Welche Art von Sprache versteht der denn wohl? Mit Herz und bunten Farben werde ich ihn wohl nicht erreichen. Ich fürchte, er versteht nur eine Sprache – die Faust in seiner braunen Nazifresse. Das kennt er.
Jetzt ist das allerdings für mich eine Fremdsprache, von der ich nur einige kleine unbedeutende Brocken beherrsche. Und das hat zur Folge, dass ich halt nicht mit Nazis spreche. Aber sprachlos bleibe ich deswegen nicht. Ich möchte mich artikulieren. Am Liebsten zusammen mit Millionen anderer Menschen. Gar nicht gegen das braune Gesindel oder gegen irgendwas anderes. Nein - für etwas. Für das was uns wichtig ist. Für das Leben in seiner ganzen Vielfalt. Für die Demokratie. Für Gerechtigkeit und eine solidarische Gesellschaft. Meinetwegen auch für ein besseres Fernsehprogramm. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir alle miteinander ein bisserl mehr für unsere Demokratie tun, als nur alle paar Jahre ein Kreuzerl zu machen und ein paar Nazis ein buntes Schild vor die Nase zu halten. Wobei man das natürlich auch weiterhin machen sollte.
Reden mit Rechten II
Wenn man mit Menschen redet, die zwar einerseits Haltungen andeuten, die eine gewisse Unzufriedenheit mit dem „System“ vermuten lassen, die sich andererseits aber auch nicht direkt als Sympathisanten von Gruppierungen zu erkennen geben wollen, die nicht unbedingt in der politischen Mitte zu verorten sind, kommt man irgendwann unweigerlich an den Punkt, an dem sie einen anfeinden: „Leute wie Du machen die AfD erst stark.“
Wenn sie wenigstens sagen würden: „Okay, wenn Du die besseren Argumente hast, wähl ich halt AfD“. Egal wie, wenn man mit ihnen redet, hat man immer die Arschkarte. Jedenfalls, wenn man seriös argumentiert. Und dazu kommen dann noch die Zweifel, ob man, wenn man das tut tatsächlich die Rechten stärkt.
Dabei ist es doch so: sie würden sowieso rechts wählen, aber irgendwie nicht die Verantwortung dafür übernehmen und wollen Dir einreden, dass Du schuld dran bist. Sie stellen Fallen, aus denen Du selbst dann nicht rauskommst, wenn Du versuchst, auch nur noch Scheiße zu reden. Und die Gefahr das zu tun ist in solchen Auseinandersetzungen groß. Allein, wenn ich daran denke, wie oft ich in den letzten Jahren Angela Merkel verteidigt habe!
Wenn man versucht, in die Welt argumentativ einzutauchen, die ich der Einfachheit halber jetzt mal rechts nenne, stößt der eigene Intellekt schnell an Grenzen von deren Existenz man leicht überrascht wird. Sobald man versucht ein erstes Sachargument vorzubringen, kommt sowieso erstmal das große Aufheulen „In diesem Land darf man nichts mehr sagen.“ Das ist die gemäßigte Variante. Der rechtspopulistische Wir-sind-das-Volk-Bürger im fortgeschrittenen Stadium wird sich mit diesem Klassiker allerdings nicht lange aufhalten und seinen Gegner gleich als Systemnutte bezeichnen.
Wie gesagt, egal was Du mit Gesprächsführung versuchst – Du ziehst die Arschkarte. Mit den richtig radikalen Rechten, die gerade ihre Zeit gekommen sehen, einen Bürgerkrieg anzuzetteln redet man eh nicht. Das erledigt am besten, wenn, dann der Anstaltsgeistliche.
Diejenigen, die regelmäßig grölend um die Häuser ziehen oder Ereignisse herbeisehnen, die ihnen wieder Anlass für einen ihrer Hasstrauermärsche geben, sind eh anderweitig beschäftigt und für Gespräche gar nicht empfänglich. Bleiben diejenigen, die aus den unterschiedlichsten Gründen einfach mal AfD wählen. Oder sowas ähnliches. Da sind diejenigen, die es denen da oben mal so richtig zeigen wollen. Die, die sich dafür rächen wollen, dass niemand sie beachtet. Diejenigen, die in den etablierten Parteien nichts geworden sind, weil sie – naja – etwas merkwürdig sind. Da sind die Putin-Bewunderer, die Klimawandelleugner, die Fleischfresser, Judenhasser, Homoehengegner, Impfgegner, diejenigen denen das ganze Gender-Zeug auf den Sack geht. Nicht zu vergessen, die, die wissen, dass es eine jüdische Weltverschwörung gibt, dass Merkel eine Echse ist, die beauftragt ist, einen Bevölkerungsaustausch herbeizuführen und dass die Bundesrepublik eine GmbH ist. Dann gibt es diejenigen, die sich Sorgen machen und nicht mehr wissen, wie sie diese so artikulieren sollen, dass sie auch wahrgenommen werden. Die AfD sorgt für Gründe sich Sorgen zu machen und kanalisiert diese so, dass sie jedenfalls kurzzeitig am meisten davon profitiert. Ohne diese Sorgenszenarien keine AfD. Deshalb hat sie ein Interesse daran, dass es möglichst viel Angst gibt und schürt diese mit Halbwahrheiten und Lügen.
So, jetzt red mal mit so einem. Da müsste man ja Experte für alle Absurditäten der Welt sein.
Wenn sich jemand wirklich Sorgen macht, höre ich ihm allerdings zu, bitte ihn aber zugleich um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern werde. Ich will ja nicht schuld sein, dass er gleich AfD wählt.
Wenn man mit Menschen redet, die zwar einerseits Haltungen andeuten, die eine gewisse Unzufriedenheit mit dem „System“ vermuten lassen, die sich andererseits aber auch nicht direkt als Sympathisanten von Gruppierungen zu erkennen geben wollen, die nicht unbedingt in der politischen Mitte zu verorten sind, kommt man irgendwann unweigerlich an den Punkt, an dem sie einen anfeinden: „Leute wie Du machen die AfD erst stark.“
Wenn sie wenigstens sagen würden: „Okay, wenn Du die besseren Argumente hast, wähl ich halt AfD“. Egal wie, wenn man mit ihnen redet, hat man immer die Arschkarte. Jedenfalls, wenn man seriös argumentiert. Und dazu kommen dann noch die Zweifel, ob man, wenn man das tut tatsächlich die Rechten stärkt.
Dabei ist es doch so: sie würden sowieso rechts wählen, aber irgendwie nicht die Verantwortung dafür übernehmen und wollen Dir einreden, dass Du schuld dran bist. Sie stellen Fallen, aus denen Du selbst dann nicht rauskommst, wenn Du versuchst, auch nur noch Scheiße zu reden. Und die Gefahr das zu tun ist in solchen Auseinandersetzungen groß. Allein, wenn ich daran denke, wie oft ich in den letzten Jahren Angela Merkel verteidigt habe!
Wenn man versucht, in die Welt argumentativ einzutauchen, die ich der Einfachheit halber jetzt mal rechts nenne, stößt der eigene Intellekt schnell an Grenzen von deren Existenz man leicht überrascht wird. Sobald man versucht ein erstes Sachargument vorzubringen, kommt sowieso erstmal das große Aufheulen „In diesem Land darf man nichts mehr sagen.“ Das ist die gemäßigte Variante. Der rechtspopulistische Wir-sind-das-Volk-Bürger im fortgeschrittenen Stadium wird sich mit diesem Klassiker allerdings nicht lange aufhalten und seinen Gegner gleich als Systemnutte bezeichnen.
Wie gesagt, egal was Du mit Gesprächsführung versuchst – Du ziehst die Arschkarte. Mit den richtig radikalen Rechten, die gerade ihre Zeit gekommen sehen, einen Bürgerkrieg anzuzetteln redet man eh nicht. Das erledigt am besten, wenn, dann der Anstaltsgeistliche.
Diejenigen, die regelmäßig grölend um die Häuser ziehen oder Ereignisse herbeisehnen, die ihnen wieder Anlass für einen ihrer Hasstrauermärsche geben, sind eh anderweitig beschäftigt und für Gespräche gar nicht empfänglich. Bleiben diejenigen, die aus den unterschiedlichsten Gründen einfach mal AfD wählen. Oder sowas ähnliches. Da sind diejenigen, die es denen da oben mal so richtig zeigen wollen. Die, die sich dafür rächen wollen, dass niemand sie beachtet. Diejenigen, die in den etablierten Parteien nichts geworden sind, weil sie – naja – etwas merkwürdig sind. Da sind die Putin-Bewunderer, die Klimawandelleugner, die Fleischfresser, Judenhasser, Homoehengegner, Impfgegner, diejenigen denen das ganze Gender-Zeug auf den Sack geht. Nicht zu vergessen, die, die wissen, dass es eine jüdische Weltverschwörung gibt, dass Merkel eine Echse ist, die beauftragt ist, einen Bevölkerungsaustausch herbeizuführen und dass die Bundesrepublik eine GmbH ist. Dann gibt es diejenigen, die sich Sorgen machen und nicht mehr wissen, wie sie diese so artikulieren sollen, dass sie auch wahrgenommen werden. Die AfD sorgt für Gründe sich Sorgen zu machen und kanalisiert diese so, dass sie jedenfalls kurzzeitig am meisten davon profitiert. Ohne diese Sorgenszenarien keine AfD. Deshalb hat sie ein Interesse daran, dass es möglichst viel Angst gibt und schürt diese mit Halbwahrheiten und Lügen.
So, jetzt red mal mit so einem. Da müsste man ja Experte für alle Absurditäten der Welt sein.
Wenn sich jemand wirklich Sorgen macht, höre ich ihm allerdings zu, bitte ihn aber zugleich um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern werde. Ich will ja nicht schuld sein, dass er gleich AfD wählt.